Die katholische Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt im Weseler Ortsteil Ginderich ist seit 2005 wieder Wallfahrtskirche. Nach einer 365 Jahre währenden Abstinez wurde dem Ort durch Bischof Reinhard Lettmann wieder das Prozessionsrecht zugestanden und somit erneut in den Kreis der Wallfahrtsorte im Bistum Münster aufgenommen.
Mit der für eine kleine Gemeinde sehr großzügig angelegten Pfarrkirche hat man dem hier aufbewahrten wundertätigen Marienbild den angemessenen Rahmen geboten und konnte außerdem die beträchtliche Anzahl von Pilgern, die zur Wallfahrt in das kleine Dorf kamen, aufnehmen.
Sitzmadonna
Das ursprünglich verehrte Marienbild ist nicht mehr vorhanden. Es ist denkbar, daß nach Abschluß des oben erwähnten Umbaus der Gindericher Kirche das zuvor verehrte Bild unmodern erschien und daher durch eine zeitgemäße gotische Madonna ersetzt wurde. Diese Sitzmadonna ist erhalten geblieben und obwohl sie im ausgehenden 19. Jahrhundert überarbeitet und ergänzt wurde, ist sie dennoch dem Kreis Niederrheinischer Sitzmadonnen um 1320 zuzurechnen.
Große Teile des heutigen Gotteshauses stammen aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts. Doch schon früher, im 11. Jahrhundert, wurde in Ginderich eine Kirche erwähnt – bestätigt wurde sie im Jahre 1190 durch den Kölner Erzbischof Anno II. Von der damaligen romanischen Anlage ist heute jedoch nur noch der mächtige Westturm erhalten, Chor und Langhaus wurden im 14. Jahrhundert abgerissen und neu errichtet.
Im Jahr 1870 wurde die dreischiffige Tuffstein-Kirche von dem im Rheinland durch eine Vielzahl von Bauten bekannten Architekten Heinrich Wiethase erweitert, der eine Sakristei und die Vorhalle an der Südseite sowie das Treppentürmchen neben dem Westturm anfügte.
Neben der Sitzmadonna ist der nahezu vollständig original erhaltene Taufstein aus der Zeit um 1470/80 beachtenswert. Das mit quadratischen Feldern versehene Becken ist abwechselnd mit figürlichen Reliefs und Maßwerkblenden versehen. Sie zeigen verschiedene Ausschnitte aus dem Leben Jesu Christi.
Darüberhinaus sind in der Gindericher Kirche vier bedeutsame, spätgotische Bildwerke erhalten. Die zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstandenen Eichenholz-Figuren stellen vier männliche Heilige dar: Den Hl. Rochus, einen Hl. Apostel (möglicherweise den Hl. Jacobus), sowie zwei nicht eindeutig bestimmbare Hl. Bischöfe, bei denen es sich um den Hl. Augustinus und den Hl. Arno (oder Willibrord) handeln könnte.
Die Figuren sind in der Vorhalle der Kirche ausgestellt.