Haus Raedt liegt in der Abgeschlossenheit eines Parks wenige hundert Meter vom Ort entfernt an der Landstraße nach Kempen. Man muß sich an die rückwärtige Seite der Parkanlage begeben, um einen Gesamteindruck dieser schönen Burg zu erhalten. Wenn auch der Glanz vergangener Zeiten von deutlichen Spuren des drohenden Verfalls überlagert wird und sich im Laufe der letzten Jahrzehnte die Waldvegetation im Park immer mehr durchgesetzt hat, zählt Haus Raedt nach wie vor zu den Kostbarkeiten in der Reihe der niederrheinschen Adelssitze.
Als einziges der festen Häuser von Vorst ist es zudem bis auf den heutigen Tag im Besitz einer Adelsfamilie geblieben.
Das Herrenhaus ist ein einfacher, zweistöckiger, dreiachsiger Bau aus dem 17. Jahrhundert. Die geschweiften Staffelgiebel und andere zierliche Details sind Ausdruck des Tudorstils. Ihm verdanken auch die Fenster und das Portal ihre halbkreisförmigen Rundungen. Der westliche Vorbau mit dem Portal stammt aus dem 19. Jahrhundert.
An der Südwestecke des Herrenhauses steht ganz frei ein zweistöckiger, sechsseitiger Turm, der aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt. Er ist mit einem sechsseitigen, geschweiften Schieferdach geschützt, das von einer Laterne gekrönt wird.
Einen näheren Anhaltspunkt für das Alter des Hauses in seiner jetzigen Gestalt gibt uns ein einfacher viereckiger Turm an der Südostecke der Vorburg. Dort liest man in Eisenankern die Jahreszahl 1635. Die Anlage war früher von breiten, teils mehrfach gestaffelten Gräben umgeben. Sie sind leider nach dem 2. Weltkrieg zum größten Teil mit Schutt und Müll verfüllt worden.
Heute ist im wesentlichen nur noch der innere Graben vorhanden, der allerdings kein Wasser mehr führt.
Auszug aus: Franz Dohr – Vorst – Aus der Geschichte einer Gemeinde, 1979