Unmittelbare Theaterenergie und ein Platz in Reihe 1
Es ist wie beim Vergleich zwischen Stadionrock und Clubkonzert: Die gewaltigere Show mag in den Arenen zu finden sein, will man aber unmittelbar künstlerische Energie spüren, empfiehlt sich ein kleiner Club. Dass einen im Schlosstheater Moers Theaterklassiker wie Friedrich Schillers „Nathan der Weise“ oder Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ plötzlich wieder packen, liegt häufig an der ideenreichen Regie des Intendanten Ulrich Greb und dem souveränen Zusammenspiel seines langfristig entwickelten Ensembles, wird aber durch die Nähe der Zuschauer zum Bühnenrand im Haus für 150 Zuschauer noch verstärkt. Die Chance auf die erste Reihe gibt es hier übrigens immer, im Rahmen des klassenlosen Preismodells besteht grundsätzlich freie Platzwahl.
Beneidenswertes Stadttheater in Moers
Bei der Anreise empfiehlt es sich, noch mal nach dem genauen Spielort zu schauen, denn das Schlosstheater folgt seinem Motto wortwörtlich: „Das Theater geht in die Stadt und holt die Stadt ins Theater“. Da wird eine Ring-Inszenierung im Parkhaus und in den Ladenpassagen eines Einkaufszentrums gegeben oder im alten Neuen Rathaus Henrik Ibsens „Volksfeind“ gespielt. Da findet eine Lesung von Ensemblemitgliedern in Leichter Sprache in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen statt oder wird der fünfzigste Geburtstag der Kneipe „Röhre“ passend gleich dort mit einem Programm bedacht.
Dieses sogenannte „theaternahe Rahmenprogramm“ gehört in Moers mit in das Zentrum des Selbstverständnisses – und ist immer aufregender, als es dieser hilflose Sammelbegriff ausdrücken kann.
Junges Theater im Zeichen des Pinguins
Beeindruckend ist auch das Engagement des Jungen Schlosstheater Moers, das von achtjährigen Schülern bis achtzehnjährigen Azubis die jüngere Altersgruppe in zahllosen Projekten professionell auf die Bühne begleitet.
Für auswärtige Gäste bietet sich jedes Jahr im Juni die Gelegenheit für einen Familienausflug zu den Penguin’s Days für Kinder- und Jugendtheater an: Auf dem Festival werden neben Eigeninszenierungen vor allem ausgewählte Gastspiele gezeigt und wird schließlich der „Goldene Pinguin“ von einer Jugendjury verliehen.