Thommys am Rathaus ist nun einfach die Gaststätte am Rathaus – und seit Anfang 2014 durch und durch in weiblicher Hand. Melanie Preuß ist die Chefin hinter der Theke und bekommt in der Woche Unterstützung von alteingesessenen Schermbeckerinnen, von Anneliese Kubik, lange Zeit war sie die gute Seele in der Schwimmbad-Gastronomie, und von Andrea Kurig-Fiehn. Hier dreht sich alles um die Persönlichkeiten am Zapfhahn, hier geht es um den unmittelbaren Kontakt. „Ich bin nicht nur Gastwirtin, ich bin auch Seelsorgerin und habe immer ein offenes Ohr“, ist Melanie Preuß’ Selbstverständnis. Ihre direkte, unmissverständlich offene Art verbinden Stammgäste mit dem Gefühl: ein bisschen wie nach Hause zu kommen, wenn sie die Bierkneipe betreten. Und Besuchern und Neulingen bietet sich sofort eine Brücke – hinein ins Leben an der Theke.
„Wir hätten hier auch die Möglichkeit, die Kneipe als Restaurant komplett mit Küche zu führen.“ Damit zeichnet Preuß Zukunftspläne. Wenn die richtige Köchin oder ein Koch des Wegs kommt, gibt es in der Gaststätte am Rathaus sofort wieder warme Küche, wie früher auch schon. Derzeit sind es selbstgemachte Frikadellen, Koteletts und Mettwürstchen, am Wochenende auch ein Gericht wie hausgemachte Gulaschsuppe oder mal einen Strammen Max, die eine gute Grundlage für das frisch gezapfte Bier schaffen. König Pilsener, Bitburger, Diebels Alt und neuerdings auch Köstritzer Schwarzbier kommen hier aus dem Zapfhahn. Auch Aperol oder Hugo gehen gut, wenn an den Tischen geknobelt oder Karten gespielt wird. Nebenan kann Darts gespielt werden. Bald soll es auch Karaoke und Cocktailabende geben, Schlager- und 80er-Parties. Im Augenblick steht häufig der Fußball im Mittelpunkt, wenn auf zwei Leinwänden gleichzeitig geschaut werden kann. Schalke-Spiele sind obligatorisch. Das zweite Spiel wird je nach Neigung der Gäste ausgewählt. Für Schalke-Einsätze wird die Kneipe auch am sonstigen Ruhetag, am Dienstag aufgemacht. Da ist Melanie Preuß Vollblut-Wirtin und kennt keinen Feiertag. Ansonsten hat die Steuerfachangestellte noch andere Verpflichtungen, zum Beispiel einen Betrieb mit Geldspielautomaten. Und sie kümmert sich um ihre Enkelin. Daher trifft man sie am ehesten am Wochenende in der Gaststätte an. Manchmal springt auch Tochter Jaqueline ein, um die Gäste zuverlässig zu versorgen.
Aber auch sonst wird das Stammpublikum treu versorgt. Immer sitzt ein persönliches Wort drin und eine Portion gute Laune. Die Gaststätte am Rathaus will verlässlicher Treffpunkt sein und ist Anlaufstelle für Jung und Alt. „Mein ältester Stammkunde ist 87 Jahre alt“, stahlt Melanie Preuß. Viele treue Kneipengänger schauen täglich für ihr Feierabendbier herein. Und bald soll tägliche bodenständige Küche dazukommen. Am liebsten Hausmannskost. Das würde gut passen, findet die Wirtin. Das Händchen für die Gastronomie liegt wohl in den Genen. Die Eltern führten 40 Jahre lang das Georgseck in Dorsten. Auch wenn Melanie Preuß andere Pläne hatte, so hat die Gastwirt-Berufung vor eineinhalb Jahren gnadenlos zugeschlagen: Als Thommy Coburger die Kneipe endgültig zugeschlossen hatte, musste innerhalb von wenigen Wochen ein neuer Pächter her. Keine leichte Aufgabe für die Inhaberin Melanie Preuß: „In Schermbeck ist es für einen Einstieg als Wirt einfach gut, von hier zu sein“, meint sie. „Finden Sie mal so jemanden.“ Da hat sie die Sache einfach selbst in die Hand genommen. Mit viel Freude und Begeisterung bis heute. Für Fahrradfahrer und Wanderer auf SCHERMBECK.RUNDUM will sie einen Erste-Hilfe-Koffer bereithalten. Darin wird sich statt des Defibrillators eher eine Luftpumpe und Flickzeug befinden, und statt Wundverband eher ein Blasenpflaster. Wanderer und Radler können also auf einen Ersatzschlauch setzen und sich derweil bei einem Kaltgetränk laben. Das E-Bike kann direkt nebenan am Rathaus während des Kneipenbesuchs geladen werden. Und Routentipps bekommt man bei der passionierten Reiterin Preuß auch. Sie ist oft hoch zu Ross im Lichtenhagen unterwegs und kennt die schönsten Ecken im Naturschutzgebiet aus einer anderen Perspektive.
Interview mit Inhabern Melanie Preuß in der Gaststätte m Rathaus:
Was ist die Spezialität Ihres Hauses?
Melanie Preuß: Jeder wird bei uns freundlich empfangen, und wir haben immer ein offenes Ohr für unsere Gäste, betreiben auch ein wenig Seelsorge, wenn es nötig ist. Hier ist noch nie einer verdurstet oder verhungert. Auch wenn ich im Moment keine Küche habe. Wenn jemand um 24 Uhr ankommt, vielleicht gerade von der Arbeit und sagt: Melanie, ich hab aber Hunger. – Kein Ding. Irgendwas kann ich immer zaubern.
Worauf können sich Gäste bei Ihnen freuen?
Melanie Preuß: Auf ein frisch gezapftes Bier, freundliche Bedienung und die Gemütlichkeit, zum Beispiel beim Knobeln. Und vor allem auf gute Laune, die ist nämlich ganz wichtig.
Was ist typisch Schermbeck an der Gaststätte am Rathaus?
Schermbeck ist ein Dorf, und typisch ist dafür, dass hier ein sehr großer Zusammenhalt ist, jeder hilft jedem. Das heißt, man ist hier sehr behütet. Wenn also in die Gaststätte Fremde reinkommen, die fallen sofort auf. Schermbecker unter sich kennen sich. Wir sind ja hier nur Frauen. Manchmal sind ja auch neue Gäste hier. Wenn wir dann spät noch einen Stammgast bitten: „Bleib doch noch ein paar Minuten, bis ich abgeschlossen habe“ – dann machen die das natürlich. Das würde man woanders nicht kriegen.
Was schätzen Ihnen an Schermbeck besonders?
Jeder hilft hier jedem. Und hier bräuchte man fast gar keine Werbung, denn wenn oben an der Kirche irgendwas passiert, dann wissen wir das innerhalb von fünf Minuten auch hier unten. Eigentlich bräuchte man auch keine Tageszeitung, denn man hört es einfach. Das ist hier Mundpropaganda, die wird hier ganz groß geschrieben.
Was kann man direkt in unmittelbarer Nähe des Lokals unternehmen?
Angeln gehen kann man hier sehr gut. Wir haben zwei wunderschöne Angelteiche in der Nähe. Einmal Bruno Schoel im Lichtenhagen. Und dann der naturnahe Teich am Vossenbergweg, „Zum Gewässerwart“.
Welchen Ausflug auf dem Gemeindegebiet würden Sie Ihren Gästen empfehlen?
Fahrradfahren und dann irgendwo einkehren. Das finde ich herrlich. Für Sportbegeisterte ist es allgemein ein Traum hier. Inliner, Wanderer, Fahrradfahrer, Reiter – alle kommen hier auf ihre Kosten.